Pfarrkirche St. Antonius Abt Lohne


Zur Geschichte der Kirchengemeinde

 

Im Gebiet der heutigen Pfarrei St. Antonius, Lohne, finden sich zahlreiche Spuren einer frühen Besiedlung. Allein fünf Großstein­gräber aus der Jungsteinzeit (3000 bis 2000 v. Chr) sind historisch bezeugt.

 

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde Lohne ("Loen") erst im Jahr 1152 anlässlich der Gründung des Klosters Wietmarschen. Die Geschichte Lohnes ist eng mit der Schepsdorfs verbunden. Bis 1974 bildeten beide Ortsteile eine politische Einheit. Seit dem 1. März 1974 gehört Lohne zur politischen Gemeinde Wietmarschen. Die Geschichte des Ortes ist unlösbar verknüpft mit der Geschich­te der Kirche.

 

Kaiser Karl der Große beauftragte Liudger, den ersten Bischof von Münster, mit der Predigt des Evangeliums im Gebiet der Friesen und Sachsen. Dieser gründete um das Jahr 800 in Emsbüren eine Taufkirche. Von hier aus erfolgte die Missionierung der umliegen­den Siedlungen. So steht am Anfang der Lohner Kirchengeschichte ein Heiliger, der hl. Liudger. Für Jahrhunderte blieb Emsbüren ein wichtiges Zentrum kirchlichen Lebens in unserem Raum.

 

1291 kommt es zur Abpfarrung Schepsdorfs von der Mutterpfarrei Emsbüren. Seit 1296 ist die Zugehörigkeit Lohnes zur St. Alex­ander Gemeinde Schepsdorf belegt. Auf drei Kirchwegen, noch heute so benannt, zogen über 600 Jahre lang die Gläubigen von hier zu ihrer Pfarrkirche an die Ems.

 

Nach dem Bau der eigenen Kirche auf Lohner Gebiet 1852 ver­stärkten sich die Bestrebungen selbständig zu werden. Am 1. April 1862 errichtete der Bischof von Osnabrück ein "Primissariat", das am 01.09.1910 in eine Kuratiegemeinde umgewandelt wurde. Schon 5 Jahre später, am 1. Juni 1915, erhebt Bischof Wilhelm Berning ­– mitten im ersten Weltkrieg – Lohne zur selbständigen Pfarrei.

 

Gemeinde gehören zurzeit ca. 4.100 Gläubige an.

 

Der hl. Liudger band die neuen, missionierten Gebiete, also auch Lohne, an das Bistum Münster. Über 1.000 Jahre bestand diese Verbindung. Die Neuordnung der europäischen Landkarte auf dem Wiener Kongress 1815 machte eine Neugliederung der kirchlichen Verhältnisse in Deutschland notwendig. In Folge der Kondordats­verhandlungen kam Lohne 1824 – nun zum Königreich Hannover gehörend – zum Bistum Osnabrück.

 

Der Kirchbau

 

Auf dem Gebiet des "Kirchhofes", heute Hammweg, im Süden der Gemeinde befand sich seit altersher eine Antonius-Kapelle, die 1452 zum ersten Mal erwähnt wird. Dort wurde zehnmal im Jahr ein Gottesdienst gefeiert. Am 01.08.1835 brannte die Kapelle zusam­men mit vier Gehöften durch einen Unglücksfall ab.

 

Die Lohner setzten sich für den Neubau, jetzt aber einer Kirche, in Mittellohne ein. Nach langwierigen Verhandlungen erhielt man die Baugenehmigung. Am 24.08.1852 wurde die Kirche eingeweiht. Die opferbereite Lohner Bevölkerung hat sie über die Jahre groß­zügig ausgestattet. Hervorgehoben seien die vielen Heiligenfigu­ren, die von Familien gespendet wurden. In der jetzigen Kirche stehen noch Gegenstände und Statuen, die aus der alten Kirche stammen.

 

Lohne besaß nun ein Zentrum. 1875 wurde ein Friedhof um diese alte Kirche angelegt. Allerdings wurde er wegen Platzmangels schon 1918 verlegt.

 

 

Im Jahr 1936 gestaltete der Architekt Sunder-Plaßmann aus Mün­ster die Kirche um. Sie war zu klein geworden. Man erweiterte sie erheblich. Bischof Wilhelm Berning weihte sie am 15.04.1937 ein. Diese erheblich größer gewordene Kirche besaß noch einen Mangel: sie hatte keinen Turm. In den 60iger Jahren wurde absehbar, dass auch der erweiterte Kirchenraum bald nicht mehr ausreichen würde. Nach vielen Überlegungen entschied man sich 1969 zum Abriss der Kirche und zu einem völligen Neubau. Eine nochmalige Erweiterung der Kirche hätte nur zu unbefriedigenden Lösungen geführt.

 

Der damalige Pastor, Johannes Gausmann, setzte sich unermüdlich für einen Neubau ein. Er erarbeitete zusammen mit dem Kirchenvorstand, dem Pfarrgemeinderat und namhaften Ar­chitekten ein neues Konzept. 1970 wurde die alte Kirche abgeris­sen. Am 15.05.1971 legte man den Grundstein zur neuen Kirche. Sie wurde am 30.09.1972 vom Bischof Helmut Hermann Wittler feierlich eingeweiht.

 

Die neue Kirche ist ein Entwurf des Architekten Karlheinz Bargholz aus Hamburg. Die künstlerische, plastische Ausstattung oblag Josef Baron aus Unna. Die Fenster gestaltete Wilhelm Buschulte, der ebenfalls aus Unna stammt. Die Künstler haben einen ein­heitlichen Kirchenraum geschaffen, der große Ausstrahlungskraft besitzt. Der Baukörper ist entwickelt aus einem Sechseck. Dieses Motiv taucht auch in der Bauplastik des Raumes immer wieder wie ein Leitmotiv auf.

 

Der hl. Antonius

 

ist der Patron der Kir­chengemeinde. Am Fuße des Turmes steht die mächtige Antioniusfigur. Sie hatte ihren ursprünglichen Platz im Gie­belfeld der alten Kirche. So blickte der Patron von 1852 bis 1970 auf seine Ge­meinde herab. 1982 wurde die Statue restauriert und an ihren jetzigen Platz ge­bracht.

 

Der hl. Antonius ist ein volkstümlicher Heiliger. Er trägt als Attribute den Abts­stab, das Regelbuch und die besondere Kopfbedeckung. Vor allem aber erkennt man den Wüstenvater an dem Schwein zu seinen Füßen.

Danach bezeichnet man ihn, den Patron der Landwirtschaft und des Viehs, auch als "Swinetünnes". Das Tier erinnert an die mittelalterliche Antoniter Gemeinschaft'. Sie hielt ein Schwein, das überall Futter suchen durfte. Es wurde zu Weih­nachten für die Armen geschlachtet. Antonius wurde um 250 in Ägypten geboren, verkaufte seinen ganzen Besitz, um in der Wüste zurückgezogen dem Gebet und der Betrachtung zu leben. Um ihn scharten sich Schüler und bildeten Möchskolonien. Er gilt als der Begünder des Mönchtums in der Kirche. Sein Lebensstil bewog ungezählte Menschen, in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam dem Ruf Gottes zu folgen.

 

Das Kirchengebäude

 

zeichnet sich durch Klarheit aus. Die ar­chitektonischen Idee ist schon in der äußeren Ansicht der Kirchen­front erkennbar. Ein flacher, umlaufender Klinkerbau wird vom großzügigen Portal mit seinen drei Bronzetüren vom "Bug" des zur vertikalen Mitte aufstrebenden Kirchenschiffes beherrscht. Der Wetterhahn der früheren Kirche fand auf der vorderen Spitze des von einem Kupferband umzogenen Schieferdaches einen sinn­vollen Platz. 

 

Die drei Bronze-Doppeltüren laden zur Betrachtung ein. Sie stellen die Geschichte Gottes mit den Menschen dar. In 18 auf die Spitze gestellten quadratischen Reliefs sind Bilder in drei Themenkreisen dargestellt. Sie sind von links nach rechts "zu lesen". In den Bildfeldern ist ausgedrückt:

 

Auf der linken Tür die Urgeschichte:

der Geist Gottes über den Wassern – die Erschaffung der Welt – das Paradies – die Vertreibung aus dem Paradies

 

In der Mitteltür stehen sich Szenen des Alten und Neuen Te­stamentes gegenüber, von unten "gelesen" (die Bilder ent­sprechen sich jeweils): 

der brennende Dornbusch – die Geburt Christi – Durchzug durch das Rote Meer – die Stillung des See­sturms

  • das Mahl Abrahams in Mamre – das Abendmahl Jesu die eherne Schlange, -
  • die Kreuzigung Jesu
  • die Errettung des Jona aus dem Fisch – die Auferste­hung Jesu (der Engel im leeren Grab verkündet sie.)

In der rechten Tür ist die endzeitliche Geschichte dargestellt:

  • in den Trompetenengeln des jüngsten Gerichtes in der apokalytischen Frau im Kampf mit dem Drachen / dem Bösen
  • im lebendigen Wasser

Der eindrucksvoll gestaltete Zyklus erinnert in seiner Aussagekraft und Konzeption an "Bildprogramme" mittelalterlicher Kirchen.

 

Brunnen auf dem Kirchplatz
der St. Antonius-Kirche Lohne

 

Im Jahr 2010 wurde im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms die Fläche um die Kirche neu überplant und den neuen Rahmenbedingungen in der Ortsmitte angepasst.

 

Der Kirchplatz bietet nun eine große Fläche. Sie sollte an hervorgehobener Stelle zu dem „belebt" werden. Da bot sich die Anlage eines Brunnens mit Wasserspiel an.

Zudem sollte auch ein inhaltlicher Akzent gesetzt werden damit Impulse und Denkanstöße von dem Brunnen ausgehen.

 

Nach längeren kontroversen und engagierten Diskussionen entschieden sich PGR und KV 2010 für die Anlage eines Brunnens mit der Darstellung dreier hervorragender Persönlichkeiten, die uns in Lohne besucht haben oder die aus Lohne stammen: Niels Stensen, Hermann Lange und Heinrich Bürschen.

 

Der Künstler Leo Janischowsky aus Steinfurt nahm sich der Aufgabe an. Er entwarf ein Wasserspiel das drei Figuren auf Stelen umstehen. Am 02.07.2011 wurde die Anlage feierlich eingeweiht.

 

Niels Stensen 1638 in Kopenhagen geboren

Er war ein bedeutender Anatom, Mineraloge und Kristallograph. Er konvertierte 1667 in Italien, wurde Priester und Bischof. Als Weihbischof von Münster visitierte er die Pfarrei Schepsdorf und firmte dort am 30. Juli 1681  auch Lohner Christen. Er hält ein Herz in der Hand, entdeckte er doch als Anatom neben vielem anderen die Muskelstruktur dieses Organs. Zu seinen Füßen finden sich Kristalle die an seine bahnbrechenden paläontologischen und kristastallogra­phischen Studien erinnern. Der selige Niels Stensen weist uns auf das Verhältnis von Glaube und Vernunft, von Glaube und Wissenschaft hin und fordert kritische Auseinan­dersetzung.

 

Hermann Lange 1912 in Leer/Ostfriesland geboren

Er studiert Theologie und wird 1938 im Osnabrücker Dom geweiht. Im April 1939 vertritt er den erkrankten Pastor für einen Monat in Lohne. Er kommt dann nach Lübeck und wird dort 1942 verhaftet. Vom NS Volksgerichtshof am 23. 6. 1943 mit den Priestern Johannes Prassek und Eduard Müller sowie dem evange­lischen Pastor Stellbrink zum Tode verurteilt und am 10. 11. 1943 als Opfer des NS Terrors in Hamburg hingerichtet Als  Statue hält er das Kreuz in Händen und schaut es intensiv an. Christus war ihm einzige Hoffnung und einziger Trost. Seine Beine umwindet ein Stacheldraht. Das verweist wie die gestreifte Kleidung auf die Haftzeit, in der der Kaplan zu einem Seligen reifte.

Hermann Lange mahnt uns zur Wachsamkeit gegenüber totalitären Tendenzen, zur Besinnung auf die Mitte unseres Glaubens, zum tapferen Bekenntnis und zur Ökumene.

 

Heinrich Bürschen 1883 in Lohne geboren

Er verlässt sein Heimatdorf zum Theologiestudium und wird 1910 zum Priester geweiht. Er feiert 1911 hier seine Primiz und kommt als Steyler Missionar auf die Philippinen. Seine Mitbrüder rühmen seinen apostolischen Eifer, seine  Weitsicht in der Gründung der Priesterseminare für einheimische Studenten, seine kritische und objektive Untersuchung bei Visitationen und seine tapferen Bemühungen um Begnadigung der durch die japanischen Besatzer zum Tode Verurteilten. Das trug ihm den Ehrentitel „Väterchen" ein. Er stirbt 1957. Pater Bürschen reicht uns als Figur die HI. Schrift. Seine Hand greift zum Missionskreuz, das er den zum Tode Verurteilten immer wieder darbot. Er mahnt uns zu weltweitem Denken, zur Partnerschaft mit den Missionen und zur Wertschätzung fremder Kulturen.